Seit dem 14. Oktober gibt es schon offiziell das neue Google Analytics 4. Die Beta-Version wurde somit nach knapp 15 Monaten offiziell ausgerollt. Seitdem ist bei der Erstellung neuer Properties GA4 die Standard-Version mit wesentlich höherer Zukunftsfähigkeit, da euch das Tracking zukünftig auch cookieless möglich sein wird. Des Weiteren macht Google mit dieser neuen Technologie einen Schritt weg von Sitzungen hin zu nutzerbasierten Daten. Es werden also nicht mehr Sitzungen und Seitenaufrufe gemessen, sondern der Fokus des Trackings liegt auf den Nutzer*innen, Events und verschiedenen Parametern. Nichtsdestotrotz ist und wird es euch auch in näherer Zukunft (vermutlich die nächsten 2–3 Jahre) noch möglich sein, die „alten“ Universal Analytics Properties inkl. deren Datenansichten zu nutzen und auch neu anzulegen.
Unterschiede zwischen Universal Analytics und Google Analytics 4
Dies sind zusammengefasst die wichtigsten Unterschiede zwischen dem aktuellen Universal Analytics und Google Anylytics 4, in dem es in diesem Artikel ausführlich geht.
Bye bye, Absprungrate
Ein weiterer wichtiger Unterschied, der vielen Nutzer*innen ziemlich schnell aufgefallen sein dürfte ist der, dass Google die Absprungrate abgeschafft hat. Ab sofort gibt es stattdessen die Engagement-Rate. Diese misst die Relation der Sitzungen zu Sitzungen mit Interaktion.
Standardmäßig ist eine Sitzung mit Interaktion in Google Analytics 4:
- Eine Sitzungsdauer von mind. 10 Sekunden
- Wenn Nutzer*innen mind. 2 Seiten aufrufen
- Wenn ein Conversion-Event ausgelöst wird
Das leidige Thema Datenschutz (DSGVO)
Grundsätzlich gilt hinsichtlich dem Thema Datenschutz auch weiterhin, dass der Opt-in der Nutzer*innen nötig ist, um Daten sammeln zu können. Zudem muss weiterhin das Opt-out Cookie möglich sein. Änderungen betreffen zum einen die standardisierte IP-Anonymisierung, zum anderen die neuen Aufbewahrungsfristen für Nutzer- und Ereignisdaten. Hier stehen uns ab sofort nur noch 2 oder 14 Monate zur Verfügung.
In ferner Zukunft wird es wohl laut Russell Ketchum (Head of Product Management für Google Analytics) möglich sein, dass Einschränkungen durch die DSGVO mittels KI (Künstliche Intelligenz) und ML (Machine Learning) korrigiert werden können, um ein cookieless Tracking zu ermöglichen. Wann genau dies eintritt, steht aber noch nicht fest. Wenn euch das interessiert, empfehlen wir euch den Artikel Online-Marketing ohne Cookies mit FLoC ab 2022 hier im Blog.
Die neue Benutzeroberfläche von Google Analytics 4
Nachdem wir nun auf die wichtigsten Unterschiede und Neuheiten eingegangen sind, möchten wir euch nun einen Überblick über die neue Benutzeroberfläche geben:
- Startseite: Wichtige Berichte und ML-Analysen auf einen Blick
- Echtzeit: Binnen Sekunden echte Nutzerdaten erhalten (aktuell Verzögerungen)
- Akquisition: Wie kommen Nutzer*innen auf die Website?
- Engagement: Wie setzen sich Nutzer*innen mit den Inhalten auseinander? (UA = Verhalten)
- Monetarisierung: Wie viel Umsatz wird generiert? (UA = E-Commerce)
- Bindung: Nutzerbindung (UA = am ehesten Kohortenanalyse & aktive Nutzer*innen)
- Demographische Merkmale: Übersicht über die demographischen Merkmale der Nutzer*innen
- Technologie: Technologie-Details (Gerät, Browser etc.)
- Conversions: Welche Ziele werden erreicht? (UA = Zielvorhaben)
- Events: Wie interagieren Nutzer*innen mit der Website?
- Analyse: Detaillierte Berichte konfigurieren (UA = Dashboards & benutzerdefinierte Berichte)
- Zielgruppen: Zielgruppen besser abgrenzen (UA = Segmente)
- Nutzereigenschaften: Welche Nutzereigenschaften haben meine Nutzer*innen? (UA = Custom Dimensions)
- DebugView: Echzeit-Übersicht über Events, die auf der Website stattfinden
- Verwaltung: Administration
Was ihr aktuell noch über Google Analytics 4 wissen solltet
Es gibt noch eine Vielzahl an Dingen, in denen Google Analytics 4 aktuell Universal Analytics nachsteht. Obwohl GA4 nun seit Oktober aus der Beta-Version raus ist, fühlt es sich für uns immer noch irgendwie wie eine Beta-Version an. Wir haben euch ein paar Dinge zusammengefasst, die uns bisher aufgefallen sind und fehlen:
- Filter-Möglichkeiten: Einlaufende Daten lassen sich noch nicht optimal filtern
- Datenansichten: Muss nun für jede Landingpage eine eigene Property angelegt werden?
- Vordefinierte Reports: Hier fehlen uns noch eine Auswahl an Standard-Reports
- Import bestehender Daten: Bei E-Commerce für Retouren, Produktdimensionen etc.
- Channel-Gruppierungen: Nur Quellmedium-Auswertung mit allen Fehlern
- Integrationsmöglichkeiten: Search Console, AdSense usw. fehlen noch
Was macht Google Analytics 4 bisher besser?
Auch wenn sich Google Analytics 4 noch in den Kinderschuhen befindet und wir noch einige Dinge schmerzlich vermissen, gibt es schon jetzt einige Dinge, für die wir uns ausnahmslos begeistern können:
- Flexibles Event Tracking: Hier sind wir nicht mehr auf Kategorie, Aktion und Label angewiesen – stattdessen erstellen wir Events anhand standardisierter oder benutzerdefinierter Parameter komplett selbst (dazu im nächsten Abschnitt mehr)
- Modelling: Fehlende Daten bei Unvollständigkeiten werden automatisch über Modellierungsansätze ergänzt
- Visualisierung: Tabellen, Trichter und Streudiagramme können individuell zusammengestellt und visualisiert werden, Funnel-Analysen sind zudem nicht mehr nur für den E-Commerce Bereich verfügbar
- Debug View: Der Debug View gibt in Echtzeit eine detaillierte Aufschlüsselung über Events, die auf der Website stattfinden
Events, Events, Events
Wie bereits erwähnt, basiert in Google Analytics künftig alles auf Events. Selbst ein Seitenaufruf (page_view) wird nun als Event gemessen. Es gibt sechs vordefinierte Events, die standardmäßig in Google Analytics 4 gemessen werden:
- Seitenaufrufe: Ein Event mit dem Namen page_view wird immer dann ausgelöst, wenn Nutzer*innen eine neue Seite aufrufen
- Scroll-Event: Um ein Scroll-Event auszulösen, müssen Nutzer*innen zum Ende der Seite scrollen (90 %)
- Klicks auf externe Links: Sobald Nutzer*innen auf einen ausgehenden Link klicken, wird ein Event vom Typ „Klick auf externe Links“ ausgelöst, dabei handelt es sich um alle Klicks, die von der eigenen Seite auf eine andere Domain stattfinden
- Nutzung der Website-Suche: Suchanfragen auf der Website
- Video-Interaktionen: Interaktionen mit eingebundenen YouTube-Videos
- Downloads: Datei-Downloads
Möchtet ihr zusätzlich noch weitere Events messen, ist es ratsam, eine Übersicht über die gewünschten Events zu erstellen und eine sinnvolle Struktur aufzubauen. Google bietet euch hier eine ganze Reihe von „empfohlenen“ Benennungen für eure verschiedenen Events & Parameter an. Diese solltet ihr nach bestem Gewissen nutzen! Falls ihr dennoch ein Event erstellen wollt, welches ihr nicht in der Liste wiederfindet, nutzt eure eigenen Benennungen und Parameter.
Empfehlungen zum Umstieg auf GA4: ja oder nein?
Nachdem wir uns intensiv mit Google Analytics 4 beschäftigen konnten, empfehlen wir euch aktuell noch keinen kompletten Umstieg. Unserer Ansicht nach fehlen hierfür einfach noch zu viele Funktionen. Zudem sind noch diverse Bugs vorhanden, die ein optimales Tracking und eine genaue Auswertung der Daten behindern.
Vielmehr raten wir, dass ihr euch parallel zu euren bestehenden UA-Properties neue GA4-Properties anlegt und euch mit der neuen Technik und dem Interface frühstmöglich vertraut macht. Denn Google Analytics 4 ist ab sofort der neue Standard, daran führt für uns alle kein Weg vorbei. Zudem wird es keine neuen Updates für Universal Analytics mehr geben. Das bedeutet nicht, dass Universal Analytics in den nächsten Wochen oder Monaten gänzlich verschwinden wird. Eure Daten werden auch die nächsten Jahre noch verfügbar sein, allerdings werdet ihr voraussichtlich in zwei bis drei Jahren keine UA-Properties mehr anlegen können, was aktuell noch möglich ist.
Die nächsten Schritte
Unser Tipp: Legt euch zeitnah zu eurer bestehenden UA-Property parallel eine GA4-Property an. Dieses Vorgehen wird übrigens auch seitens Google selbst empfohlen! Keine Angst, eure „alten“ Daten gehen damit auf keinen Fall verloren, ihr habt ab sofort einfach zwei Properties, in denen euer Website-Traffic gesammelt wird. Anschließend könnt ihr euch mit den Basics der neuen Google Analytics 4 Oberfläche vertraut machen.
Geht das Thema „Umstellung auf GA4“ langsam und strukturiert an, ihr müsst nicht gleich von 0 auf 100 loslegen und alle Events, Conversions und Berichte anlegen.[tweet]
Analysiert erstmal den einlaufenden Traffic, macht euch mit den Daten vertraut und integriert dann nach und nach alles. Ein kleiner Fahrplan kann hier durchaus nicht schaden …
Zwei abschließende Tipps von uns, nachdem ihr eure Google Analytics 4 Property angelegt habt:
- Definiert euren internen Traffic
- Erhöht den Zeitraum der Datenaufbewahrung von 2 auf 14 Monate
Das waren jetzt eine ganze Menge Informationen für euch, oder? Sollte das zuviel gewesen oder das eine oder andere noch nicht verständlich genug gewesen sein, kommt gerne auf uns zu.