Ab sofort interviewen wir regelmäßig Experten aus der Digitalbranche in unserem 247GRAD Blog. Sie berichten über Ihre Erfahrungen aus der Praxis und zeigen Trends auf. Den Anfang unserer Serie macht Simon Rabente von der Agentur webmatch aus Köln.
Hi Simon, bitte stell dich unserer Community kurz vor. Wer bist du und was machst du bei Webmatch?
Hallo Sascha, ich leite bei uns den Bereich Digital Business, dem die beiden Teams für E-Commerce und Digitales Marketing / Social Media untergeordnet sind.
Wie sieht so ein typischer Tag von dir aus?
Meine Aufgaben liegen vor allem in der Leitung der beiden Teams. Dazu gehören für mich unter anderem die Förderung der (fachlichen) Weiterentwicklung der Teammitglieder und die Evaluierung und Weiterentwicklung unserer strategischen Ausrichtung in den beiden Geschäftsbereichen. Daneben kümmere ich mich vor allem um die Akquise von E-Commerce- und Social-Media-Projekten sowie deren Controlling. Das reine Tagesgeschäft organisiert sich in meinem Team jeder selbst. Wir haben dafür die Zuständigkeiten und Abstimmungsprozesse klar definiert.
Lediglich zu Projekt-Kickoffs und unserem wöchentlichen Planungsmeeting schalte ich mich aktiv ein. Sollten Rückfragen aus dem Team entstehen, bin ich natürlich trotzdem immer ansprechbar und kann wichtige Entscheidungen treffen. Aber ansonsten bin ich stolz auf mein Team, das mit einer selbstständigen Arbeitsweise wirklich gute Arbeit leistet, ohne, dass ich mich ständig beteiligen muss.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten bei euch im Bereich Content Marketing / Social Media?
Im Bereich Social Media arbeiten bei uns noch drei weitere Kollegen neben mir, die exklusiv damit beschäftigt sind, Redaktionspläne zu schreiben, die sozialen Profile unserer Kunden zu managen und Beitragsgrafiken zu entwickeln. Bei größeren Kampagnen binden wir manchmal auch zusätzliche Mitarbeiter ein.
Für das Content Marketing außerhalb der sozialen Netzwerke arbeiten wir eng mit unserer Partneragentur rankingCHECK zusammen, mit der wir auch örtlich direkt an den Kölner Ringen zusammensitzen. Die haben zusätzlich auch nochmal eine eigene Redaktion und ein eigenes Content Marketing Team. Ressourcentechnisch sind wir also gut und vor allem redundant aufgestellt.
Wie organisiert ihr euch im Team? Und wie schafft ihr es als Agentur effizient mit euren Kunden zusammen zu arbeiten?
Meines Erachtens ist es sehr wichtig, dass Kunden nicht zu viele Ansprechpartner haben. Das gibt sonst nur Durcheinander. Der dem Kunden zugewiesene Ansprechpartner stimmt alle anfallenden Aufgaben intern im Team ab, übernimmt also auch direkt das Projektmanagement. In regelmäßigen Abständen setzen wir uns zudem mit dem gesamten Projektteam und dem Kunden zusammen. In diesen Jour-fixe-Meetings besprechen wir die zurückliegende Performance, aber auch die vor uns liegenden Anforderungen und Ziele. Beispielsweise werden wir in diesem Zuge frühzeitig auf Produkteinführungen hingewiesen, auf die wir uns dann optimal einstellen und zugehörige Kommunikationskonzepte entwickeln können.
Meines Erachtens ist es sehr wichtig, dass Kunden nicht zu viele Ansprechpartner haben.
Ansonsten laufen viele Abstimmungen weiterhin per E-Mail oder in Telefonaten. Wir selbst organisieren uns mit einem Projektmanagement-Tool und dem Content Planner von 247GRAD CONNECT.
Wie messt ihr euren Erfolg? Welche KPIs sind für euch wichtig?
Das ist bekanntlich ein schwieriges Thema und kommt auch immer auf die Anforderungen und die Art der Kunden an. Was ist beispielsweise das Ziel der Social Media Präsenz? Während einige Kunden den Schwerpunkt auf Branding legen, gibt es bei anderen Kunden die Ausrichtung auf Performance, also z.B. Website-Traffic oder spezielle Anforderungen an den Kundensupport. Ich bin kein Freund von einem Schwarz-Weiß-Denken, was in der Diskussion um Fanzahlen und Interaktionen oft an den Tag gelegt wird. Natürlich habe ich durch eine größere Fanbasis eine höhere Reichweite, sofern die Interkationsrate stimmt.
Man darf die beiden Punkte also nicht unabhängig voneinander betrachten. Was mir immer viel zu selten betrachtet wird, ist zudem die Nutzerzufriedenheit und das Servicelevel. Die Bewertung von einem guten Social Media Marketing erfolgt eben auch über die Wahrnehmung beim Nutzer, die nicht über Content-Beiträge entsteht.
Wie schafft ihr es mit euren Fans in den Dialog zu kommen? Welcher Content funktioniert bei euch besonders gut?
Auch das ist wieder sehr abhängig vom jeweiligen Kunden. Wir betreuen zum Beispiel einen Finanzdienstleister für akademische Berufe. Da funktionieren ganz andere Sachen als bei einer FMCG-Marke. In unseren Konzepten legen wir meist einen “Content-Schlüssel” an, der die Ausrichtung der über den Monat verteilten Beiträge regelt.
Wenn wir zum Beispiel das Ziel haben, 20 Beiträge pro Monat zu veröffentlichen, legen wir fest, dass eine gewisse Anzahl an Beiträgen die Produkte des Unternehmens behandeln und eine andere Anzahl an Beiträgen eher den Themen Unterhaltung, Service und Unternehmensinfos gewidmet sind. Insgesamt haben wir eine ganze Hand voll an Beitrags-Clustern, die wir für unsere Kunden festlegen und auch regelmäßig neu bewerten.
Welche Tools erleichtern euch die tägliche Arbeit?
Wir betreuen fast 50 Social Media Profile für unsere Kunden. Wir würden wahnsinnig werden, wenn wir die nicht in der Oberfläche von 247GRAD CONNECT bündeln könnten. Intern kommunizieren wir über unseren Teamchat Slack und managen weitere Aufgaben mittels Asana, welches aber demnächst durch Atlassian Jira abgelöst wird. Dazu kommen noch etliche Tools wie z.B. Quintly und FanpageKarma, um nur ein paar zu nennen.
Welche Social Media Channels nutzt ihr? Welche funktionieren bei euch am besten?
Sind wir mal ehrlich, die meisten Kunden nutzen Facebook und YouTube. Der Einsatz von Twitter und Instagram ist selten, kommt aber auch vor. Wir beschäftigen uns zwar mit etlichen weiteren Netzwerken, wie z.B. Periscope oder Pinterest. Die Budgets wandern aber eher in andere Kanäle.
Wie gut funktioniert “Social Selling”? Schafft ihr es tatsächlich Produkte über Social Media Channels zu verkaufen?
Auch bei diesem Thema wird oft ein Denkfehler gemacht. Ich interpretiere “Social Selling” gar nicht so sehr, als dass die Verkäufe direkt im jeweiligen Kanal stattfinden müssen. Ich erinnere mich noch, wie sich vor ca. fünf Jahren etliche Shops als Facebook Apps versucht haben. Aus E-Commerce wurde damals schnell der Hype F-Commerce. Stattdessen sollte man darauf achten, dass die Leadstrecken auf der Website oder im Onlineshop funktionieren. Die sozialen Kanäle sind dabei nur Traffic-Zubringer. Schaffe ich dahinter ein effektives Einkaufserlebnis, generiere ich über den Social Traffic auch direkt Umsatz. Als probates Mittel haben sich hier z.B. spezielle “Angebote des Tages” etabliert. Wichtig ist, dass ich alles sauber durchtracken kann.
Weiterhin wird es noch sehr spannend werden, wohin sich Facebook in Zukunft entwicklen wird. Zur Zeit schwirren etliche Gerüchte durchs Netz, dass Facebook E-Commerce massiv in die Plattform einbinden möchte.
Grundsätzlich ist es für uns von Vorteil, dass E-Commerce auch eines unserer drei Agentur-Standbeine ist. Da profitieren wir natürlich enorm von unserem Knowhow aus diesem Bereich.
Wagen wir mal einen Blick in die Glaskugel: Was sind aus deiner Sicht die Social Media Trends für das Jahr 2016?
Wie ich vorhin bereits erwähnte, experimentiert Facebook gerade enorm mit der Integration von E-Commerce Funktionen. Schafft es Facebook, eine Art Marktplatz in die eigene Plattform zu etablieren, wird das eine Revolution. Aber auch auf anderen Kanälen tut sich diesbezüglich einiges.
Weiterhin bin ich sehr gespannt, wie sich die neue Suche auf Facebook entwickeln wird, die ja gerade erst eingeführt wurde. Ob sich das Suchverhalten der Nutzer ändern wird, wenn jetzt die öffentlichen Beiträge durchsuchbar werden, bleibt fraglich, aber spannend.
Twitter sehe ich hingegen am Scheideweg. Die Relevanz im Geschäftsumfeld sinkt für mich immer weiter. Aber vielleicht kann der neue alte CEO Jack Dorsey durch gute Weiterentwicklung der Plattform das Ruder nochmal rumreißen. Twitter muss sich dabei ein wenig von seinen bisherigen Grundsätzen lösen.
Herzlichen Dank für das Interview!
Webmatch
Webmatch ist eine Kölner Digitalagentur. Wir unterstützen Marken und Unternehmen dabei, Kunden zu begeistern und online erfolgreich zu sein. Unsere Leistungen umfassen die strategische Beratung und Realisierung in den Bereichen der Webentwicklung, der Online‑Kommunikation und des E‑Commerce. Wir verbinden dabei Technologie mit Emotion.
Simon Rabente
Als Leiter Digital Business bin ich für die Entwicklung von digitalen Strategien (eBusiness, digitales Marketing, Onlinekommunikation) und die Beratung auf Geschäftsführungs- und Entscheiderebene verantwortlich. Zusammen mit meinem Team betreue ich Projekte in den Bereichen E-Commerce und Social Media. Eine Job-Bezeichnung als T-Shaped Web Marketer oder Digital Strategist würde sicherlich auch zu mir passen.