Diversität und Inklusion – zwei Begriffe, zwei Bedeutungen und eine Botschaft: Wir wollen die Lebensrealitäten von unterschiedlichen Menschen in aller Vielfalt in unseren Alltag integrieren. Wo ihr am besten ansetzt und wie inklusives Marketing funktionieren kann, zeigen wir euch heute!
Kurzer Exkurs in Zahlen
In einem Report zum Thema Inklusion schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Weltweit haben etwa 15 % aller Menschen eine Behinderung. Die US-amerikanische Gallup Organization geht nach einer repräsentativen Umfrage davon aus, dass sich etwa 5,6 % der Menschen der LGBTQ-Community zugehörig fühlen. In der Generation Z ist es sogar jede*r Sechste.
Das allein zeigt, wie sich der gesellschaftliche Blick auf Diversität verändert – ein kleiner Hinweis darauf, dass sich auch euer Marketing verändern sollte. Wenn euch das Argument nicht genügt, dann vielleicht dieses: In ihrer letzten Global Marketing Trends Studie (April 2021) weist Deloitte darauf hin, dass Marken, die Diversität und Inklusion als Faktoren in ihre Unternehmensstrategie aufnehmen, schneller und um bis zu 10 % deutlicher wachsen, als jene, die das nicht tun.
94 % der Generation Z sind Marken gegenüber affiner, denen Diversität, Inklusion und soziale Gerechtigkeit am Herz liegen. Etwa 90 % kaufen eher bei Unternehmen ein, deren Produkte eine positive Wirkung auf das soziale Miteinander haben.
Authenticity is King für inklusives Marketing!
Diversität trägt also indirekt und direkt zum Unternehmenserfolg bei. Wenn ihr jetzt jedoch allein an inklusives Marketing denkt – weit gefehlt! Denn zuerst muss euer Unternehmen wirklich diverser und inklusiver werden. Tut also mehr, als People of Color auf einem Plakat zu platzieren oder ein LGBTQ-Pärchen am nächsten Valentinstag für euren Facebook-Post abzulichten. Der Ansatz sollte holistischer sein.
Inklusives Marketing fasst ein Satz sehr gut zusammen: Authenticity is King![tweet]
Hier sind 4 Gedanken die euch zeigen, ob ihr bereit seid, loszulegen.
1. Es gibt kein Normal mehr
Denn Vielfalt ist das neue Normal. Ergreift die Gelegenheit, das auch abzubilden! Individualität und Vielfalt spielen eine größere Rolle als je zuvor. Und sobald ihr soweit seid: spiegelt das in einem inklusiven Marketing-Ansatz wider!
2. Kommuniziert bewusst
Wie könnt ihr bewusster und inklusiver kommunizieren? Stellt euch diese Frage. Denn wenn ihr das nicht tut, entscheidet ihr euch automatisch dafür, exklusiv zu kommunizieren. Welche Barrieren in eurer Kommunikation seht ihr? Hier sind ein paar Ideen zum weiterdenken:
- Verwendet ihr Bild- und Videomaterial, das die Diversität eures Unternehmens zeigt?
- Nutzt ihr exakte Bildbeschreibungen oder ALT-Texte, um den auf Bildern zu sehenden Inhalt zu erklären?
- Habt ihr euch schon Gedanken um eine genderspezifische Ansprache in der inneren wie äußeren Kommunikation gemacht und euch für eine Variante entschieden? Egal, für welche: Habt ihr sie irgendwo erklärt?
- Ist es einfach, euch zu kontaktieren? Etwa, wenn Kund*innen Fragen zu euren Produkten haben.
- Sind zumindest die wichtigsten eurer Texte einfach zu lesen oder gibt es eine zusätzliche Version in leichter Sprache?
- Welche Botschaft senden eure Kampagnen?
3. Mehr Transparenz verändert eure Kultur
Inklusives Marketing heißt auch transparentes Marketing. Es geht nicht nur um leichte Sprache und Botschaften, ein bunt gefärbtes Pride-Logo im Juni oder die Teilnahme am nächstgelegenen Christopher Street Day. Sondern darum, dass ihr ehrlich einen Einblick in euer Denken und eure Motivation gebt. Das verändert mit der Zeit auch die Unternehmenskultur und die Art und Weise, wie eure Mitarbeiter*innen miteinander umgehen und wie sie zu ihrem Arbeitgeber stehen. Denn auch sie nehmen die Unternehmenskommunikation wahr und sind eine wichtige Zielgruppe. Dank transparenter, ehrlicher Botschaften beschäftigt ihr euch auch abseits des Marketings mit Inklusion und Vielfalt im Arbeitsleben und es werden automatisch neue Ideen in eurem Unternehmen enstehen.
4. Feedback von diversen Gruppen einholen & ernstnehmen
Geht bewusst auf Feedback zum Thema ein und bittet aktiv um Meinungen aus den diversen Communitys, z.B. von Kund*innen, Mitarbeiter*innen und Zuliefer*innen. Fragt nach: Was ist euch wichtig? Worauf legt ihr besonderen Wert? Und vor allem: verarbeitet dieses Feedback intern, nehmt es ernst. Belasst es nicht bei der obligatorischen Reaktion auf eine Google-Bewertung, in der sich über euch beschwert wird oder in der ihr Lob erfahrt!
Ihr könntet an dieser Stelle stoppen – denn ehrlich, bis dahin seid ihr schon einen weiten Weg gegangen. Oder aber ihr geht einen Schritt weiter: Macht das Ganze messbar! Erstellt euch einen Index oder eine Matrix aus Metriken, die ihr für relevant haltet. Dabei könntet ihr euch von „DEI – diversity, equality and inclusion“ inspirieren lassen.
Diese Richtlinie könnt ihr zu einem für euch passenden Framework umbauen. Es bietet euch die Möglichkeit, anhand einzelner Teilaspekte euer Unternehmen und Marketing besser im Umgang mit Inklusion und Vielfalt einzuschätzen. Dabei legt DEI besonderen Wert auf die Themen Inklusion, Vielfalt und Gleichberechtigung. Ihr könnt es aber auch nutzen, um euer Marketing daran zu messen.
- Was bedeuten Inklusion, Vielfalt und Gleichberechtigung in unserem Unternehmen?
- Welche Tools setzen wir ein? Welche gibt es?
- Gibt es bereits erfolgreiche, inklusive Kampagnen und was können wir aus ihnen lernen?
Die entscheidenden Metriken wählt ihr dabei selbst. Hier ein paar als Inspiration für euer Marketing:
- Anzahl Webseiten in leichter Sprache
- Anzahl Kampagnen mit Fokus auf Diversität
- Interaktionenanteil von Social Media Posts mit Diversitätsbezug
- Anzahl Geschichten mit Mitarbeiter*innen aus diversen Gruppen als Protagonist*innen
- Durchschnittliche Anzahl Likes für Posts mit Bezug zu internen Aktionen zu Diversität
Im letzten Schritt dieses Dreigespanns ist es wichtig, euer Unternehmen und alle Stakeholder nach diesem System zu durchleuchten. Wie viel Wert legen eigentlich eure Teams auf Inklusion und Vielfalt am Arbeitsplatz, wie barrierefrei ist euer Unternehmen schon geworden? Und wie sieht es eigentlich mit euren Partner*innen und Lieferketten aus? Wie sozialverträglich sind die Zuliefer*innen und deren Arbeitsbedingungen und Bezahlung?
Das ist natürlich kein mustergültiger Plan, den ihr ab heute eins zu eins umsetzt, um euch in Zukunft zu behaupten. Es geht uns heute viel mehr darum, euch zu vermitteln, dass inklusives Marketing nur die Außendarstellung dessen sein sollte, was ihr intern bereits lebt!
Richtig loslegen
Okay, jetzt haben wir ein ungefähres Verständnis für die Dringlichkeit und Sinnhaftigkeit dieses Ansatzes. Ihr versteht, was wir sagen wollen, aber eigentlich denkt ihr nur noch: „Alles schön und gut, aber wo fange ich jetzt an?“
Hier kommen ein paar Ideen und Ansätze, die euch helfen, die ersten Schritte hin zu mehr Vielfalt zu gehen:
1. Erzählt eure Geschichten vielseitiger
Euer Produkt ist eine Bohrmaschine, ein Kfz-Ersatzteil, eine Seidenbluse oder gar ein Coaching? Wie soll man das denn jetzt in inklusives Marketing verpacken? Ganz einfach! Zeigt, dass es von allen genutzt werden kann. Vor allem im B2C-Segment könnt ihr wunderbar illustrieren, wie vielfältig nicht nur euer Produkt ist, sondern auch die Menschen, die es nutzen!
Wieso solltet ihr einen typischen Handwerker zeigen, der eure Bohrmaschine in einem Werbeclip benutzt, wenn auch eine DIY-Influencerin aus der LGBTQ-Community in ihrem nächsten Tiny-House-Projekt damit ausstatten könnt? Euer Coaching ist für angehende Gründer gedacht? Wieso zeigt ihr nicht mal eine junge Medizintechnikerin, die neuartige Protesen für Kinder entwickelt? Wichtig ist, dass ihr über den Tellerrand schaut und nicht nur eure typische Zielgruppe mit Standard-Werbung zudröhnt. Natürlich lauft ihr Gefahr, so auch einige Kunden zu verlieren, die inklusive Werte nicht teilen. Fragt euch: Wiegt das Potenzial, neue Zielgruppen zu erschließen, das Risiko auf? Was denkt die Mehrheit der Menschen, mit denen ihr in Kontakt kommen wollt? Die Antwort wird in vielen Fällen klar sein.
2. Lasst euch von „diversen“ Feiertagen inspirieren
Wie wäre es statt dem typischen Weihnachtspost einfach mal, eine Story von einem Teammitglied zu teilen, dass Teil einer diversen Gruppe oder Community ist und Weihnachten ganz anders verbringt als die Mehrheit? Lasst solche Stories auch Inspiration und Grundlage werden, wenn ihr künftig Content zum Pride Month oder zu einem besonderen Neujahrsfest oder dem feministischen Kampftag erstellt.
3. Nutzt eure eigenen Geschichten
Zeigt durch eure eigene Geschichte, wie wichtig euch inklusives Handeln ist. Das tut ihr vor allem dadurch, dass ihr euren Wandel nach außen tragt und zeigt: „Hey, wir sind nicht perfekt, aber wir arbeiten daran inklusiver und diverser zu werden.“ Ihr zeigt, dass ihr einen Wandel anstoßt und sprecht offen darüber. Wenn sich die Möglichkeit bietet, sprecht auch an, wie divers euer Team etwa schon ist, welche Maßnahmen ihr ergreift, um Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen bessere Arbeitsumgebungen zu bieten. Damit gewinnt ihr weitere Inspiration für ein inklusives Marketing.
4. Schreibt in leichter Sprache
Gute Texte sind kurz und bündig. Die besten Texte sind leicht verständlich. Sie sind angepasst an die Zielgruppe, die sie liest. Das gilt vor allem dann, wenn ihr eure Inhalte und Kommunikation in leichter Sprache bereitstellt, damit möglichst viele Menschen sie einfacher verstehen können. Vor allem jene, die darauf angewiesen sind. Tipp an der Stelle: Ihr könnt eure Texte und Veröffentlichungen, Inhalte und vieles mehr von Tools testen lassen. Alternativ übernehmen das sogar spezialisierte Agenturen oder Organisationen, die eure Texte Menschen vorlegen, die eine kognitive Einschränkung haben. Diese versuchen dann, eure Texte zu verstehen und geben euch sehr klares Feedback. Ihr seht, leichte Sprache ist ein entscheidender Teil des inklusiven Marketings.
5. Verwandelt euer Unternehmen
Ein weiterer Punkt ist das Unternehmen selbst. Ohne gleich aus allem einen Beitrag für Social Media zu formen, könnt ihr einiges intern umsetzen, was sich mit der Zeit bemerkbar macht und euer Auftreten positiv beeinflusst. Etwa der Einsatz leichter und inklusiver Sprache auf eurer Website und in euren Social-Media-Profilen. Ihr schraubt am Einstellungsprozess und unterstützt Mitarbeitende und Bewerbende über den gesamten Employee life cycle hinweg– vom ersten Kennenlernen bis zum Austritt aus dem Unternehmen.
Denkt dabei etwa an Maßnahmen wie:
- Planung von abgedunkelten Büros oder Einzelbüros, für Mitarbeiter*innen mit neurodiversem Hintergrund
- Die Durchführung regelmäßiger Befragungen über individuelle Wünsche und Bedürfnisse
- Anbringen von Rampen oder Liften und Organisation angepasster Schreibtische für Rollstuhlfahrer*innen
- Nutzung von Assistenzhunden, etwa für Betroffene von PTSD
Zu guter Letzt wäre auch die Kooperation mit einer Organisation möglich, die sich dem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit oder für das female Empowerment verschrieben hat. Eine Zustiftung oder Spende bringt euch in Kontakt, was euch eine weitere Zusammenarbeit ermöglicht.
Es ist (un-)kompliziert
Inklusives Marketing ist echt nur die Spitze des Eisbergs! Was sich hier so speziell und kompliziert anhört, ist es eigentlich nicht. Es ist langwierig und der Einsatz muss echt sein. Ihr könnt keine Wunder von einer einzelnen Kampagne erwarten, aber wenn ihr euch wirklich inklusiver und diverser aufstellt und euer Unternehmen an diesen Werten wachsen lasst, werdet ihr sehen: Das Thema ist komplex – und irgendwie doch ganz einfach: Wir wollen die Realitäten möglichst verschiedener Menschen integrieren. Das mag am Anfang schwer sein oder holprig laufen, formt jedoch mit der Zeit euer Unternehmen und macht euch bereit für ein modernes und zeitgemäßes Marketing.
Meldet euch gerne bei uns, wenn ihr euch zum Thema inklusives Marketing austauschen wollt oder Fragen habt. Wir freuen uns auf euch!