Es wurde viel gelernt und genau so viel gelacht: Das CommunityCamp Berlin als Familientreffen der Community Manager und Social Media Manager ist das Gegenteil von Langeweile. Nach dem Pre-Event am Freitag ging es samstags direkt mit vollem Programm los. Das Sessionboard war gut gefüllt – da war es schwer, sich zu entscheiden. Ich gehe mal auf ein paar Highlights ein:
Team Management
Wiebke Märcz (@_frau_m) stellte ihre Ideen für die Teamorga im DaWanda-Social-Media-Team vor:
- Hackathon im Social-Team. Warum können das nur Developer? Geht überall, einfach einen Tag ergebnisfokussiert an selbstgewählten Projekten arbeiten. Wichtig: Next Steps definieren.
- Weekly Experimentierstunde: In einem wöchentlichen Treffen können neuartige Ideen ausprobiert werden. Das Ziel ist es, dabei ein MVP zu schaffen (ein minimal funktionsfähiges Produkt), was auch einfach ein neues Anzeigenformat sein kann.
- Ideen sortieren: In einem Tool wie Trello eine Spalte „Trash“ einführen und Ideen, die aus irgendeinem Grund nicht funktionieren, dorthin verschieben. So sind sie aus dem Kopf, aber es ist auch ein Schutz davor da, dass das gleiche Thema immer wieder aufploppt.
- Post-Bonusprogramm: In der Content Creation wurde ein monetärer Anreiz geschaffen für den Post der Woche mit der größten Reichweite, der größten Benchmark-Zielerreichung, und der selbstlosen kollegialen Hilfe. Aus Wiebkes Erfahrung funktioniert das aber nicht dauerhaft, sondern besser punktuell.
Lieber um Verzeihung bitten, als um Erlaubnis fragen [tweet]
Diese Weisheit hat sich durchgesetzt, damit man Geschwindigkeit reinbringt und aus der Neugierde heraus neue, noch nicht etablierte Contentformen ausprobiert.
Unternehmenseigene Plattformen
Um eigene Communites jenseits von Facebook & Co. ging es bei Tanja Laub (@TanjaOnTour). Wichtigster Vorteil: Man verfügt selbst über die gesammelten Daten und tritt keine Rechte an seinen (aufwändig produzierten) Inhalten ab.
Die Hürde zum Eintritt in eine Community muss insbesondere bei gebrandeten Plattformen gering sein. Aus Tanjas Erfahrung ist das Wort „Community“ abschreckend für die Kunden bzw. Nutzer. „Wollt ihr eine Community?“ – Nein. „Wollt ihr eure Ideen und Wünsche zum Thema XY austauschen?“ – Ja. Es muss also erklärt werden, was der Sinn hinter der Plattform ist und was einen dort erwartet.
Eine Diskussion kam auf zum Thema Social Logins. Erfahrungswerte sind, dass nur ein verschwindend geringer Teil deutscher Nutzer Social Logins (mit Facebook, Google, … einloggen) nutzt – das hat mich ziemlich überrascht. Die klassische Anmeldung mit E-Mail und Passwort wird bevorzugt. Weiterer Aspekt, den ich mitnehmen konnte: Zwingt den Nutzer nicht, seine Accounts zu verknüpfen. Wenn er es nicht will (und es wollen viele nicht), riskiert man, ihn zu verlieren.
Geiler Scheiß mit YouTube
https://twitter.com/gerritmueller/status/924283903724187648
Mit diesem Statement begründete David Peter (@DerSchlaumacher) seinen Einstieg in das aus seiner Sicht häufig unterschätzte Video-Netzwerk. YouTube bietet den Vorteil, dass Nutzer auch für längere Inhalte zu begeistern sind (auch mal 30-60 Minuten). Außerdem basiert die Plattform auf der Suche – das heißt, man kann neue Leute einfach nur dadurch erreichen, dass man zu den von ihnen gesuchten Themen präsent ist.
Viele Unternehmen nutzen YouTube leider nur als Mediathek [tweet]
Bei vielen Unternehmen dient der Kanal als Ablageort. Dort werden ohnehin verfügbare Videos wahllos hochgeladen, alles gemischt und ohne Strategie dahinter, Imagefilm neben Azubiwerbung. Mit dieser Denkweise wird leider viel Potenzial verschenkt.
Die Möglichkeiten auf YouTube sind riesig
Hier nur ein paar der von David und den Teilnehmern genannten Ansätze:
- Vlog
- Q&A (Frage und Antwort)
- Themenschwerpunkte/Serien (z.B. MusicMonday, Balloon June)
- Haul (Präsentation von eingekauften Sachen, Klassiker: dm Haul)
- FMA (Follow me around)
- DIY (Handwerklich, etwas selbst bauen, z.B. Fynn Kliemann)
- DIY (Do it yourself)
- Parodien
- Musik-Coversongs
- Reviews
- Let‘s Play (Videospiele spielen und kommentieren)
- Pranks (Streiche spielen, teilweise strafrechtlich relevant)
- …
Formatkategorien: Help, Hub & Hero
Die Formatkategorien von YouTube-Videocontent (aber auch Content im Allgemeinen!) lassen sich in drei Kategorien einteilen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, welche Art von Inhalt man da gerade produziert:
- HELP: Inhalte, nach denen Nutzer suchen, um etwas erklärt zu bekommen. Beispiel: Krawattenknoten binden, Tipps fürs Vorstellungsgespräch vom Schlaumacher selbst
- HUB: Unterhaltsame Inhalte, nach denen nicht aktiv gesucht wird. z.B. Comedy-Videos oder kuriose Stories. Beispiel: LeNews von LeFloid
- HERO: Geile Aktionen, außergewöhnliche Stunts. Tendenziell aufwändigere und weniger häufig erscheinende Produktionen. Beispiel: 4-jähriger fährt LKW von Volvo Trucks
Insgesamt extrem erfrischende Session und eine gute Zusammenfassung des YouTube-Kosmos. Einen Tipp an Unternehmen hatte er noch: Geht auf Themen der Popkultur und Trends ein!
Von der Afterparty zum Hecht
Das Community Camp hat seine Eigenheiten und Gepflogenheiten. Immer wieder schön, wenn Erstlinge vor der Kneipe stehen und überrascht sind „Das ist also dieser Hecht?“. Leider können die wertvollen Erkenntnisse aufgrund der Hecht-Omertà nicht veröffentlicht werden:
Was im Hecht passiert, bleibt im Hecht [tweet]
Meine eigene Session: Authentizität in Social Media
Soll keine Selbstbeweihräucherung werden, aber natürlich ist die eigene Session auch immer ein Highlight. Eine gewisse Nervosität, ob die eigenen Gedankengänge nachvollziehbar und die Beispiele noch nicht jedem bekannt sind, schwingt mit. Der Raum am Qualitätssonntag war dann tatsächlich rappelvoll und Leute schoben noch extra Stühle rein. Es hat sich für mich auf jeden Fall wieder gelohnt, vor allem, da am Ende eine lebhafte Diskussion entstand, mit Ergänzungen und Meinungen aus ganz verschiedenen Richtungen. Danke an alle, die sich beteiligt haben!
Mein Thema Authentizität ist allein vom Begriff her aufreibend, denn was das eigentlich ist, ist nicht für jeden gleich. Deshalb habe ich aus meiner subjektiven Wahrnehmung einige, hoffentlich für die meisten Leute neue, Personen herausgesucht, die einen interessanten Ansatz verfolgen. Das sind zum einen Borut Pahor, der slowenische Staatspräsident, der auf Instagram sehr aktiv ist und mit dem oben hinter mir zu sehenden Foto („Heimweh in Kairo“) sogar einen Viral-Trend ausgelöst hat: #boruting. Außerdem Erwähnung fanden Thomas Gottschalk mit seinen teilweise seltsamen, aber sympathischen Tweets, der zur Satire gewechselte Journalist Sebastian Huber und die Rapper Zugezogen Maskulin. Ich hoffe, dass ich damit Impulse geben konnte, um über die vielzitierte Filterbubble hinauszublicken. Genau das ist mir bei den Beiträgen in der Diskussion nämlich gelungen.
Danke übrigens an die Deutsche Bahn: Die Präsi konnte ich mir wunderbar und mit konstant zügigem Internetzugang im ICE von Berlin zusammenbauen – das hat sich enorm verbessert. Über die Erkenntnisse verliere ich bei meinem eigenen Beitrag bewusst wenige Worte; ich freue mich, wenn jemand anderes in seinem Recap dazu etwas schreibt.
https://twitter.com/mikebuchner/status/924576163409915904
Fahrt zum CommunityCamp!
Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen. Auch wenn hier eine „eingeschworene Gemeinschaft“ existiert – man erfährt Offenheit, kommt mit vielen ins Gespräch und das Barcamp-Gefühl ist extrem ausgeprägt. Ich hätte am liebsten immer drei Sessions pro Uhrzeit besucht. Danke an die außergewöhnliche 247GRAD- und dirico.io-Crew (Claudia, Khanda, Lari, Dennis), mit euch kann man’s machen. Danke natürlich an alle Sponsoren und das Orgateam und die Helfer! Ich kann es kaum erwarten, nächstes Jahr wieder hinzufahren und werfe einfach mal diesen Hashtag in den virtuellen Raum:
#lieblingsbarcamp [tweet]